Zur Gründungszeit des Deutschen Reiches, im Jahre 1871, gehört Wendessen zum Landzustellbereich des Kaiserlichen Postamts Wolfenbüttel. Pünktlich um 7 1/4 Uhr, im Winter um 8 Uhr, verlassen die vier Landbriefträger des Amtes den Hof. Zu ihrer Ausrüstung gehören Pferd und Wagen. Die Tour 3 bedient die Orte Atzum - Salzdahlum -Apelnstedt - Volzum - Wendessen - Groß Denkte - Klein Denkte und Linden. Gegen Entgelt werden auch Personen mitgenommen.
Die erste Postdienststelle war im "Gasthaus zur Fischerbrücke“ Am 1. Mai 1881 bekommt Wendessen dann mit der Inbetriebnahme einer Postagentur seine erste amtliche Posteinrichtung. Die Agentur wird dem Kaiserlichen Postamt Braunschweig unterstellt. Erster Postagent wird der Kaufmann Wilhelm Bosse. Er erhält von der Post für seine Dienste eine jährliche Vergütung von 500 Mark. Die Postagentur liegt im Taxquadrat 1160 - es gilt die Portotaxe von Wolfenbüttel. Wilhelm Bosse betreibt einen kleinen Laden und das "Gasthaus zur Fischerbrücke“, das sich in unmittelbarer Nähe zum Wendessener Bahnhof befindet.
Der Standort für die neue Agentur ist wegen der Bahnhofsnähe für den Postaustausch äußerst interessant, den die Post nutzt jetzt immer mehr den neuen und schnelleren Beförderungsweg für die Sendungen über die Schiene, In posteigenen Wagen, den "Bahnpostwagen", die in den meisten Personenzügen zu finden sind oder in "Postabteilen11 der Personenwagen, findet der Transport der Umfangreichen Briefsendungen und Pakete statt. Auf diese Weise können die Postorte jetzt mehrmals am Tage mit Postsendungen beschickt werden. Wendessen liegt an der Strecke von Braunschweig nach Oschersleben.